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Alles auf Beta

Veränderung als neue Konstante für die Arbeit

Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch – und das nicht erst seit Corona. Vergleicht man den Arbeitsalltag von heute mit dem vorangegangener Generationen, fällt vor allem eines auf: Die Geschwindigkeit, mit der Veränderungen stattfinden, hat sich vervielfacht. Wohin soll das in Zukunft noch führen?

Genau mit dieser Frage beschäftigt sich auch Raphael Gielgen, Trendscout beim Möbelhersteller Vitra. Auf der Suche nach Antworten bereist er die ganze Welt und beobachtet in Unternehmen neue Ansätze und Ideen für die Arbeit von morgen. Seine Erkenntnisse fasst er jedes Jahr im Vitra „Work Panorama“ zusammen, einer Art „Landkarte“ der Arbeitstrends. Eines der Kernthemen für das Jahr 2020: Permanent Beta.

Im Juli war Raphael Gielgen Gast unserer Veranstaltungsreihe „Dialog im forum“. Mit im Gepäck: Ein spannender Vortrag über „The Next Economy Ecosystem“ und die Frage, wie Permanent Beta – neben weiteren Trends – die Architektur der Arbeit verändern wird.

Unvollkommenheit als Dauerzustand

Ursprünglich stammt der Begriff des „Permanent Beta“ aus der Software-Sprache und bezeichnet eine noch nicht fertig entwickelte Software. Doch längst ist es nicht mehr nur Software, die in einem permanenten Weiterentwicklungsprozess steckt. In der modernen Arbeitswelt trifft das ebenso auf Prozesse, Projekte, Produkte und sogar Biografien zu. Alles befindet sich in einem ständigen Wandel, der nie vollendet ist. Doch wozu eigentlich?

Während die einen die ständige Konfrontation mit Veränderungen als Belastung empfinden, ist es für viele andere eine Erleichterung. Denn statt einem Wettlauf um Perfektion gleicht Permanent Beta vielmehr einer immer wiederkehrenden Korrekturschleife, die mit jeder Iteration eine Möglichkeit zur Verbesserung mit sich bringt.

Damit passt sich die Arbeitswelt an die tatsächliche Lebenswelt an. Denn mit zunehmender Digitalisierung und Globalisierung ist unser Alltag längst geprägt von Flüchtigkeit, Ungewissheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. Mit anderen Worten: Wir leben in einer VUCA-Welt. Permanent Beta ist die Antwort aus der Arbeitswelt darauf. Es befähigt uns, schneller auf neue Bedingungen zu reagieren und somit Arbeit resilienter zu gestalten.

Das Büro als Turnhalle des Geistes

Nur, wer sich als Unternehmen immer wieder selbst infrage stellt, sogar bereit ist, sich neu zu erfinden, schafft Innovationen und kann damit neue Geschäftsfelder erschließen. Wie aber plant man so etwas? Die Antwort ist: Gar nicht. Denn die Kraft von Permanent Beta liegt eben genau darin, dass es nicht planbar ist, es keine „Schablonen“ gibt. Mit der richtigen Bürogestaltung kann man dafür jedoch die idealen Bedingungen schaffen.

Im Büro der Zukunft geht es also darum, ein Klima des Experimentierens zu schaffen. Dort, wo Scheitern erlaubt ist, wird Energie freigesetzt, das Büro wird zum Zukunftslabor und fördert das Miteinander. Der Vitra Trendscout spricht von der „Turnhalle des Geistes“: Raum, der wie eine Turnhalle immer wieder so umgestaltet werden kann, sodass er das passende Setting für die aktuelle Aufgabe bietet.

Wer also Veränderungen im Geiste anstoßen will, sollte Veränderungen auch in der Architektur greifbar machen. Im Büro klappt das zum Beispiel mit modularen Büromöbeln und Elementen wie der Vitra Dancing Wall oder dem Sitzsystem Soft Work.

Permanent Beta als Raum- und Lernkonzept

Offene Raumkonzepte wie Gielgens „Turnhalle des Geistes“ stehen im völligen Gegensatz zu klassischen Büro-Räumen wie Bibliotheken oder Konferenzräumen, die mit ihrer vorgegebenen Struktur limitiert sind. Stattdessen setzen Team Spaces wie Laboratorien und Ateliers auf das Prinzip der Teilhabe.

Indem Arbeit hier durch Kreativitätstechniken an Flipcharts, Filz- und Magnetwänden visualisiert wird, wird sie sichtbar. Nicht nur diejenigen, die sich aktiv damit beschäftigen, sondern auch alle, die nur unbeteiligt daran vorbeikommen, haben plötzlich Anteil am Geschehen.

Schon diese zufällige Begegnung mit Wissensfragmenten reicht oft aus, um Denk- und Lernprozesse anzustoßen. Dadurch können unter den Nutzern Netzwerke entstehen, die immer wieder neue Konstellationen ausbilden und auf einer gemeinsamen Basis aufbauen. Diese Iterationen sind es schließlich, die Neues entstehen lassen.

Beta macht flexibel

Für Unternehmen sind Flexibilität und Offenheit heute wichtiger denn je. Denn wie kein anderes Ereignis hat uns die Pandemie vor Augen geführt: Alles bleibt anders. Der richtige Umgang damit wird die große Herausforderung für die Arbeit der Zukunft. Permanent Beta nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein.

Sie sind neugierig, wie Permanent Beta in der Praxis aussieht? Auch bei feco setzen wir auf die Kraft des Beta Momentums: So ist unsere Ausstellung im feco-forum kein starres Gebilde, sondern befindet sich im ständigen Wandel. Kommen Sie gerne vorbei!

Für noch mehr Inspiration rund um die Arbeit der Zukunft empfehlen wir den Vortrag „The Next Economy Ecosystem“ von Vitra Trendscout Raphael Gielgen. Hier geht es direkt zum Video.