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Trendscout Raphael Gielgen, Vitra: warum wir die Wissensarbeit neu denken sollten

Die Wissensarbeit steht vor der größten Transformation ihrer jungen Geschichte. Warum? Krisen, die jeweils für ein Jahrzehnt reichen würden, treffen aufeinander: Weltweite Pandemie, Klimawandel, europäischer Krieg, Inflation, Ressourcenknappheit. Gleichzeitig sind die Technologiesprünge in immer kürzerer Zeit immer höher: Tools, Datenmengen, Metaverse. Die Welt verändert sich – und mit ihr auch die Art und Weise, woran, mit wem und wo wir arbeiten.

Raphael Gielgen, Vitra Trendscout, hat uns im Rahmen der „Dynamic Spaces“-Roadshow eingeladen, gemeinsam mit ihm die Wissensarbeit neu zu denken: Wie hat sich die Arbeitswelt in den letzten drei Jahren verändert – und wohin wird sie sich entwickeln? Er findet unter anderem Antworten auf die Fragen: Wie gelingt die Transformation für etablierte Unternehmen? Welche Rolle wird die reale Welt noch spielen? Und werden wir unsere Büros in Zukunft überhaupt noch brauchen?

Livestream verpasst? Dies ist die Aufzeichnung des spannenden Vortrags von Raphael Gielgen:

Wie beginnt Transformation? Mit Augen öffnen und Signale deuten.

Die wichtigsten Aufgaben eines Trendscouts: Signale sehen und Signale deuten. Signale, die uns die Umwelt, die Gesellschaft – und auch die Arbeitswelt senden. Raphael Gielgen fasst vier wichtige Signale, die ihm seit der Corona-Pandemie begegnet sind, zusammen:

1. Die Pandemie hat für einen Wendepunkt in der Arbeitswelt gesorgt, der nicht wieder weggehen wird. Durch das Betreten der Welt mit einem Monitor haben wir die Arbeit von einem festen geografischen Ort gelöst. Der Wert der Arbeit hängt nicht mehr von einem Ort ab – und das verändert alles.

2. Gleichzeitig hat die Pandemie vielen Unternehmen gezeigt, was passiert, wenn sie sich nur im Zoom in-Modus befinden. Die meisten planen maximal 18 Monate im Voraus. Was ist in acht oder zehn Jahren? Welche Möglichkeiten, alternativen Wege, Entwicklungen und Prognosen gibt es für mein Unternehmen? Wer keine regelmäßigen Zoom outs wagt, kann auf veränderte Situationen nur reagieren und nicht selbstbestimmt handeln.

3. Der Blick in die Zukunft ist nach den Prognosen des Signature McKinsey Reports dringend nötig: Der Zukunftsmarkt wird zu 50 % von neuen Produkten und Dienstleistungen bestimmt. Das heißt im Umkehrschluss: 50 % der aktuellen Produkte und Dienstleistungen wird es dann in aktueller Form nicht mehr geben.

4. Technologiesprünge wie das Metaverse, eine Erweiterung des Internets zum virtuell begehbaren Raum, beschleunigen diese Entwicklung. Ab 2031 soll es eine Arbeiter*innenklasse geben, die ausschließlich im virtuellen Raum arbeitet.

Woran arbeiten wir in Zukunft? An neuen Themen.

Die wichtigste Aufgabe für Unternehmen sollte es deshalb sein, selbst mehr Trendscout zu sein: Signale sehen, deuten und sich als Organisation zu hinterfragen: Wie relevant ist das, was ich heute mache in zehn Jahren? In vielen Fällen führt das zum nächsten logischen Schritt: Sie müssen ihre Organisation erneuern. Welche Unternehmen werden in Zukunft erfolgreich sein? Diejenigen, die genug Mut und Kreativität haben, neue Märkte zu antizipieren und zu besetzen. Als Zukunftsmärkte zeichnen sich vor allem die Bereiche Nachhaltigkeit, Schutz und Befähigung von Menschen sowie Wissensarbeit ab.

Zwei deutsche Traditionsunternehmen zeigen, wie ein frühzeitiges Zoom out zu einer gelungenen Transformation beitragen kann: Ein großer Fleisch- und Wursthersteller hat jüngst mehr Umsatz mit Fleischersatzprodukten erzielt als mit seinem Ursprungsprodukt. Ein großer Konzern, der früher vor allem für seine Elektrogeräte bekannt war, arbeitet gerade mit dem weltweit besten Grafikkartenhersteller zusammen, um andere Unternehmen ins Metaverse zu bringen.

Mit wem arbeiten wir in Zukunft zusammen? Mit veränderten Kolleg*innen.

Erneuerung von Organisationen klingt für viele Menschen unbehaglich. Und tatsächlich werden laut McKinsey Report bis zum Jahr 2030 4 Millionen Arbeitnehmer*innen ihre Beschäftigung wechseln. Zusätzliche 6,5 Millionen brauchen eine Weiterbildung. Die gute Nachricht: Erneuerung heißt nicht Verlust. Erneuerung heißt Veränderungen. Nun liegt es an den Unternehmen, ihre Mitarbeiter*innen auf diese Reise mitzunehmen: zum Beispiel durch interne Weiterbildungen. Auch Personalabteilungen müssen bei neu geschaffenen Stellen umdenken: Der Trend geht zu „halben Fachkräften“, Fachkräften mit Teilqualifikation. In vielen Arbeitsbereichen wird es nicht mehr entscheidend sein, was im Lebenslauf der Bewerber*innen steht, sondern welche Potenziale sie mitbringen.

Darüber hinaus sollten Unternehmen, Geschäftsführer*innen und Personaler*innen die Erkenntnis verinnerlichen: Transformation gelingt nur mit Menschen, die diese Veränderung tragen und vorantreiben. Und diese Menschen haben sich verändert. Die Pandemie hat eine tiefe Sehnsucht in uns Menschen offengelegt: Die Sehnsucht nach Souveränität und Freiheit – auch im Arbeitskosmos. Deshalb sollte die Frage von Unternehmen nicht heißen: Wann kommen unsere Mitarbeiter*innen endlich wieder ins Büro? Sondern: Welche Bedeutung kann das Büro für sie in Zukunft haben?

Wie verändert sich das Büro? In Räume mit Sinn.

Raphael Gielgen beantwortet die Frage, ob die Arbeitswelt der Zukunft überhaupt noch Büros braucht, mit einem klaren, aber eingeschränkten Ja: Das Büro hat seine frühere Daseinsberechtigung als „Ort der Arbeit“ verloren. Wir brauchen nicht einfach nur Büroräume. Wir brauchen Räume mit Sinn. Wir brauchen:

1. Räume für Rituale
Räume für Rituale sind Orte, an denen Menschen zusammenkommen: zum Beispiel in der Kantine, in der Café Lounge, in der Town Hall, im Garten oder bei Offsides für Tagungen.

2. Räume für Innovation und Fortschritt
Räume für Innovation und Fortschritt sind Orte, die Kreativität fördern und agiles, kollaboratives Arbeiten ermöglichen. Räume, die zum Beispiel nach dem Dynamic Spaces Prinzip funktionieren: Je nach Aufgabenstellung kann sich der Raum durch mobile Möbel und Tools ändern.

3. Räume für Transformation
Räume für Transformation sind Orte, an denen echter Pioniergeist, Exploration und Social Learning entsteht. Orte, an denen die Menschen ineinander statt nebeneinander laufen. Orte, an denen sich Abteilungen mischen. Transformation entsteht nicht im Homeoffice, sondern dadurch, dass sich verschiedene Menschen begegnen. Die Formel für das Büro der Zukunft ist einfach: Woran wir arbeiten, bestimmt, wo wir arbeiten.

Was brauchen wir Menschen? Die digitale und die reale Welt.

Fest steht: So wie die Welt war, wird sie nie wieder sein. Der Blick in die Vergangenheit verrät aber wenig überraschend: Das war schon immer so. Um die Frage zu beantworten, wie die Arbeitswelt der Zukunft aussieht, empfiehlt Raphael Gielgen eine Vollbremsung. Wir sollten nicht vor, nicht zurück, sondern auf uns schauen: Wie funktionieren wir Menschen eigentlich? Welche Bedürfnisse haben wir? Hier stellt der Trendscout zwei Tendenzen fest:

Auf der einen Seite bleiben wir Wesen, die eine natürliche Affinität zu physischen Artefakten haben. Der Wert der alten Welt ist tief in uns codiert. Wir brauchen die reale Welt. Auf der anderen Seite schlummert tief in uns die Sehnsucht, Dinge noch anders zu verstehen, zu sehen, sie anders zu machen. Wir brauchen die digitale, virtuelle Welt. Entscheidend für unsere zukünftige Arbeitswelt ist, dass wir Menschen die digitale, virtuelle Welt beherrschen – und nicht andersherum.

Wir sind für Sie da.

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